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Das “Christkindler Fastentuch” ist eine Belebung alter christlicher
Rituale. Das “Christkindler Fastentuch” führt die
seit dem Mittelalter bestehende Tradition, bemalte Tücher in der Fastenzeit vor dem Hauptaltar aufzuhängen und diesen zu
verhüllen, fort. Fastentücher sind Zeichen der
Demut, der Buße, des Verzichtes und der Trauer. Das “Christkindler Fastentuch“ verhüllt beinahe den gesamten barocken
Altaraufsatz. Nur noch das Christkindl
und der Tabernakel sind sichtbar. Das Fastentuch, das Kreuz und die Dornenkrone in den Händen des Christkinds und die Weltkugel
erzählen von der Passion Christi. Das
“Christkindler Fastentuch“ in seiner Kargheit ist zudem ein Angebot sich innerlich zu sammeln und Konzentration auf das
Wesentliche zu gewinnen.
Ohne dass man es merkt, leise wie der Wandel des Lichtes, sachte und
unhörbar verändert sich das Fastentuch. Es ist
eine Erzählung in Schwarzweiß. Durchsichtig, leicht und körperlos ist das Tuch, wenn es vom Licht durchdrungen
wird. Und hin und wieder blitzt das pure Gold
der auf Himmelswolken tanzenden Engel durch den Stoff. Wird es dann dunkler im Raum, so schwindet die Leichtigkeit und der
Körper des Bildes entsteht. In den 40 Tagen der
Fastenzeit ist das Tuch Träger ungezählter Bilder: Andeutungen und Erinnerungen sind es, in abstrakter Weise
dargestellt. Kein Bild ist identisch mit den
anderen Bildern. Wer das Tuch heute betrachtet, weiß, dass die Bilder des vorangegangenen Tages andere waren, und weiß, dass das
Tuch bereit ist, am nächsten Tag neue Bilder
aufzunehmen. Es sind Bilder, deren Protagonisten wir - die Betrachter - sind. Wir, die Betrachter, sehen das, was in
uns ist, und machen uns unser eigenes Bild von
der Welt und der Zeit. Das Tuch, das im Raum der Kirche von Christkindl hängt, ist ein Abbild der Zeit.